Eine gesetzlich verordnete Bauchlandung…

Moin,

 

normalerweise überlasse ich das schreiben unserer Blogartikel meinem Vater oder meinen Brüdern. Doch jetzt will ich mal meine momentanen Gedanken mit euch teilen.

 

Was uns umtreibt sind ja momentan vor allem politische Entwicklungen. Besonders der Neuentwurf der Düngeverordnung lässt mich mehr und mehr düster in die Zukunft blicken.

Da auch wir auf einem roten Grundwasserkörper wirtschaften wird uns die Neufassung mit voller Härte treffen (sollte sie so in Kraft treten wie momentan befürchtet). Wir tun in unserem Rahmen alles Mögliche zur Grundwasserschonung. Im letzten Herbst haben wir etwas geschafft, was mich sehr freut. Das erste Mal in meiner Zeit als Landwirt waren nur knappe 5% unserer Betriebsfläche nicht mit einer Winterung bzw. Zwischenfrucht bestellt. Früher waren diese Anteile an „Schwarzbrache“ über den Winter aufgrund des vielen Maisanbaus deutlich höher.

 

Im Rahmen des Gewässerschutzes schützt eine Zwischenfrucht durch Einlagerung des noch in der Ackerkrume vorhandenen Stickstoffes davor, dass die Winterniederschläge diesen in tiefere Bodenschichten und dann weitergehend ins Grundwasser auswaschen.

 

Soweit so gut.

 

Zwischenfrüchte haben wir schon seit ich denken kann auf dem Betrieb, immer schön nach Getreide Anfang August ausgesät. Ich habe mich etwas intensiver mit diesem Thema beschäftigt und im Sommer haben wir Versuchsweise eine Zwischenfruchtmischung selber zusammen gestellt, die aus mehreren Einzelarten bestand, aufgrund der Trockenheit allerdings fast vier Wochen nach dem angedachten Saattermin bestellt werden konnte. Dies führte dazu, dass das Massenwachstum und damit auch die Nährstoffaufnahme deutlich hinter den Erwartungen zurück geblieben sind. Ein Tag im Juli ist eine Woche im August ist der ganze September, wie man so schön sagt. Darüber hinaus zeigt sich jetzt wieder das Problem, dass die nicht ausreichend gut entwickelte Zwischenfrucht den Boden zu wenig bedeckt und somit das Auflaufen von Unkräutern nicht unterdrücken kann.

 

Da steht also nun eine Zwischenfrucht im Feld, die durch die Minusgerade bis auf einige winterharte Komponenten abgefroren ist und aufgrund ihrer Zusammenstellung aus Tief- und Flachwurzlern eine schöne Bodengare hinterlassen hat, die eine gute Grundlage für die Folgekultur, in diesem Fall Mais, bildet. Wenn da nicht der ganze Ausfallroggen und die für diese Fläche typischen Unkräuter wie Storchschnabel etc. wären, die erst bekämpft werden müssen. Da tut sich dann ein Dilemma auf.

 

Grundsätzlich fallen mir nun zwei Lösungswege ein.

 

Den noch vorhandenen Aufwuchs und die Unkräuter mit Glyphosat behandeln und abtöten. Damit natürlich bis kurz vor der Bestellung warten, um so das Bodenleben zu schonen, denn das lebt auch  von den Stoffen, die die Wurzeln aktiver Pflanzen abgesondert werden und es sieht ja auch immer doof aus, tage-, wenn nicht wochenlang an einer Fläche mit gelblich-braunen Pflanzenresten vorbei zu fahren.

 

Den noch vorhandenen Aufwuchs durch mehrmalige Bodenbearbeitung zu entfernen und dabei den Regenwürmern, die sich bis dato auf der Fläche ziemlich wohl gefühlt haben das zuhause zu nehmen oder sie sogar mechanisch zu zerstören. Außerdem würden die Pflanzenreste die im Winter gespeicherten Nährstoffe deutlich zu früh wieder ans Bodenleben abgeben und könnten diese nicht bis in die Zeit „retten“, in der der Mais diese auch aufnehmen kann.  Von dem Zeitaufwand und den Kosten will ich gar nicht erst reden, geschweige denn von unseren (Diesel-)Traktoren...

 

Wahrscheinlich werde ich mit für ersteres entscheiden.

 

Warum? Weil ich auf den hier vorherrschenden Sandböden ein aktives Bodenleben brauche, um auch weiterhin wirtschaftlich erfolgreich Ackerbau betreiben zu können. Und das geht mit Glyphosat (noch), mit dreimaligem Grubbern eher nicht so gut….

 

Wenn man jetzt dieses System des Nährstoffe Speicherns und wieder Abgebens konsequenter weiter denkt, dann lassen wir in Zukunft die Zwischenfrüchte noch mehr für uns arbeiten und lassen diese sogar Stickstoff sammeln. Das geht. Aus der Luft. Mit Leguminosen wie Klee, Bohnen, Erbsen, Wicken und anderen, Knöllchenbakterien bildenden Pflanzen.

 

Doch halt Stopp! Da ist ja wieder dieses leidige Thema der Politik!

 

In der Düngebedarfsermittlung muss ich wieder für die Folgekultur Stickstoff abziehen, wenn vorher eine Leguminose gestanden hat. Theoretisch richtig, aber kann ich den Stickstoff der mir durch die Zwischenfrucht gewonnen wird irgendwie beziffern? Zumindest sehr schwierig. In der Praxis muss ich in der Lage sein, auch mal einen trockenen Sommer wie den letzten und daraus resultierende „misslungene“ Zwischenfrüchte auszugleichen. Alles in allem schwierig wenn ich daran denke, dass ein geringer Ertrag im Folgejahr bewirkt, dass ich aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Düngebedarfsermittlung auch nur geringere Düngemengen zulässt, weil ich ja nicht so viel ernte, wird es ganz schwierig.

 

Die Düngeverordnung scheint nun vorzusehen, dass Herbstzwischenfrüchte (also irgendwie alle…;-)) nicht mehr angedüngt werden dürfen! Hallo?!? Damit würde der Landwirtschaft ein echt praktikables Mittel aus der Hand genommen werden, Grundwasser und Biodiversität zu fördern. Denn eins ist klar, Höchsterträge, egal ob als Zwischenfruchtaufwuchs oder als Ernteertrag entziehen auch höchst mögliche Mengen an Nährstoffen und tragen so noch am ehesten zum Grundwasserschutz bei. Mit dem politisch avisierten runterfahren der Tierbestände hat man sich ja irgendwie schon abgefunden. Weniger organischer Dünger bedeutet aber nicht, dass weniger gedüngt wird. Ich glaube der ein oder andere Politiker denkt das ja so, sondern es wird bei nicht vorhanden sein von ausreichend organischen Düngemitteln auf Kunstdünger ausgewichen… bis zum gesetzlich erlaubten natürlich. Der lässt sich im Wirkzeitpunkt tatsächlich gesteuerter einsetzten als org. Düngemittel, doch für das Bodenleben ist eine organische Düngung aus mehreren Gründen besser.

 

Und was mach ich, wenn ich als Landwirt aufgrund der politischen Rahmenbedingungen nicht mehr in der Lage bin, meine Pflanzenbestände so auszudüngen, dass ein wirtschaftlich tragbarer Ertrag erwartet werden kann? Ganz einfach… wir warten ab, bis die letzten Bodenvorräte an Dauerhumus zur Pflanzenernährung abgebaut sind und wir Wanderdünen wie in der Sahara haben. Da ja der ganze im Boden gebundene Kohlenstoff in der Atmosphäre unterwegs ist, passen die Temperaturen aufgrund des Klimawandels dann ja auch.  Wir geben den Ackerbau ganz auf. Zugegeben, kein sehr nahes, aber irgendwie ein realistisches Szenario bei den momentan vorherrschenden Triebfedern deutscher Umweltpolitik. Auch wenn unsere Böden noch ein gewisses Polster an Dauerhumus aufweisen, irgendwann ist er so ausgelaugt, dass nichts mehr geht…

 

Zusammenfassend muss man also sagen, dass wir Landwirte durchaus gewillt und in der Lage sind, unsere Umwelt zu schützen. Aber geht das überhaupt noch, wenn uns alle Werkzeuge aus der Hand genommen werden?

 

Gruß, Gregor

 

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